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Barbatoss
  • Barbatoss
  • SAP Forum - Neuling Thema Starter
vor 13 Jahre

Hallo all Ihr SAP-Versteher!

Ich hoffe, ich bin hier richtig!

Zuerst möchte ich hier meinen Respekt gegenüber jedem äußern, der sich eingehend mit SAP beschäftigt hat und die Zusammenhänge versteht. Ich arbeite nun seit knapp einem Monat mit SAP, habe dieses Verständnis aber noch nicht mal im Ansatz erlangen können. Ich bin dualer Student und stehe in meiner derzeitigen Betriebsphase vor der Aufgabe, die Fertigungssteuerung eines der Werke meiner Firma zu optimieren.

Dass die Werksleitung im Moment  im Bereich Fertigungssteuerung keine Kapazitätspflege betreibt, (bei uns heißt die Transaktion ZAPZE, aber anscheinend sind sämtliche Transaktionen mit Z-XXXX selbst erstellt, oder zugekauft) ist mir bereits ein Dorn im Auge, den ich gerne entfernen würde. Dies soll allerdings nicht das Problem sein.

Mir wurde die Aufgabe zuteil, über die Vor- oder Nachteile einer Entkoppelung der FAUF-Termine von Ihren erzeugenden Aufträgen zu recherchieren. Vielleicht kann ich das ganze an einem Beispiel verdeutlichen:

Im Moment sind bei uns der FAUF-Termin und der Kundenauftragstermin immer identisch . Wenn die Fertigung dem Auftragseingang nichtmehr nachkommen kann, gerät Sie in Verzug. Somit wandert der Bedarfstermin der FAUF in die Vergangenheit. Eine Auswertung über den existierenden Verzug der Fertigung erhält man anschliessend über die CM07. Die U-Listen werden hier im Moment nicht regelmäßig gepflegt.

Das alternativ-Vorgehen würde veranlassen, dass der Fertigungsauftrag -im Falle eines Kapazitätsengpasses- auf den Termin verschoben wird, an dem er nach Einschätzung des Fertigungssteuerers bearbeitet werden kann. Somit würde das Datum des FAUF nichtmehr mit dem Kundenauftragstermin übereinstimmen. Eine Auswertung über die Bauteile, die nicht rechtzeitig fertiggestellt werden können, soll nun in den U-Listen vorgenommen werden. Dort müssten die Fertigungsaufträge (meiner Meinung nach) nach dieser Umterminierung erscheinen. Diese U-Listen sollen außerdem regelmäßig gepflegt werden.

Seit drei Wochen versuche ich nun, Vor- oder Nachteile dieser Verfahren zu erarbeiten, komme aber nicht wirklich weiter, weil mir niemand helfen kann/will.

 Die magere Ausbeute, die ich glaube herausgefunden zu haben ist folgende:

- Im Falle der Umterminierung der Fertigungsaufträge, wären ständige Umplanungen nötig. Speist z.B. der Service einen dringenden Auftrag in die Fertigung ein, dann müssten alle nachfolgenden Aufträge ebenfalls wieder umdatiert werden.

- Meiner Meinung nach sind die U-Listen am Beginn des Arbeitstages zu pflegen, um über verschobene Termine im Bilde zu sein. Eine Auswertung der im Verzug befindlichen Aufträge stiftet hier nur Verwirrung. Ferner könnte ein unachtsamer Fertigungssteuerer vorgenommene Umdatierungen in der Kapazitätsplanung durch leichtsinnigen Umgang mit den U-Listen wieder rückgängig machen.

- Belässt man die Fertigungsaufträge aber in der Vergangenheit, hat man einen schlechteren Überblick über die tatsächliche Auslastung der Fertigung. Ist der Fertigungssteuerer einestages krank, blickt die Vertretung u.U. nicht durch.

 

Das ist der Stand heute. Leider muss ich mit diesem Thema meinen Projektbericht füllen, der 20 Creditpoints bringt.

Daher fände ich es wirklich toll, wenn mir jemand ein paar Anregungen zu diesem Thema geben könnte!

Gruss Thomas

SAP PP Grufti
vor 13 Jahre

Hallo Thomas,

für was wird eigentlich die Werksleitung bezahlt? Gibt es einen SCM-Manager?

Nun zum Fachlichen:

Was sind U-Listen?

Die klassische Entkoppelung läuft über Bestände ( bei anonymer Lagerfertigung).

Habt Ihr eine Kundeneinzelfertigung? Dort kann man die Parameter so einstellen, dass der Fertigungsauftrag (FAUF) direkt mit Anlegen der Kundenauftragsposition generiert wird. Die beiden sind dann "verheiratet".

Wenn nein:

Dann fallen ja die FAUFen nicht vom Himmel. Erst generiert MRP zum Kundenbedarf einen Planauftrag (PLAUF). Schon hier kann man Kapazitätsbedarfe generieren lassen und erhält Auswertungen. Der Disponent kann die Kapasituation dort schon grob anschauen. (MD04-Absprung)

Jetzt muss organisatorisch festgelegt werden, nach welchen Kriterien, z.B. wann ein PLAUF in einen FAUF umgesetzt wird. Es gibt zeitliche Pufferzeiten ( Vorgriffszeit /Sicherheitszeit), die ein "Atmen" der Fertigungssteuerung ermöglichen. Weiter gibt zu jedem Arbeitsvorgang reduzierbare Zeitelemente ( Wartezeit, Transportzeit ), die bei der Verschiebung eines Arbeitsvorgangs (AVOs) nicht direkt die Verschiebung von Eckterminen veranlassen.

Beim Umsetzen /Anlegen eines FAUF kann die Kapaverfügbarkeitsprüfung eingeschaltet werden. 

Generell gibt es im SAP die Langfristplanung. Hier kann man Vorplanungsbedarfe simulativ einstellen, mehrstufig durchrechnen lassen und die Kapazitäten (Engpässe) auswerten. Ist das Mittel-/Langfristprogramm machbar,  so können die Vorplanungsbedarfe operativ "scharf" geschaltet werden.

Die operativ eingehenden Kundenaufträge werden dann gegen die verabschiedeten Vorplanungsbedarfe verrechnet.

Übersteigen die Kundenaufträge die Vorplanungsbedarfe, so kann die Einlastung des Kundenauftrags automatisch abgelehnt werden.

Es lässt sich dazu noch eine Menge sagen, vielleicht hilft ja eine Kontaktaufnahme über meine Homepage.

Viele Grüße

Wolfgang Barth


ex Senior SCM-Consultant der SAP AG & Co. KG

Status: Ruhestand, Zugriff zu SAP-Systemen

PP Remote-/Spot-Consulting auf Stundenbasis

Special: Teminierung, Kapazitätsplanung, Rüstoptimierung

www.barth-mh.de 

Barbatoss
  • Barbatoss
  • SAP Forum - Neuling Thema Starter
vor 12 Jahre

Hi Wolfgang!

Vielen Dank für deine Antwort!

Schade, ich hatte meine nicht zwischengespeichert und nach dem Absenden gabe es einen Fehler, also nochmal von vorne...

Ich habe das Gefühl, die Werksleitung kriegt das Geld, das mir eigentlich zustünde. Bzw. vielleicht bekommt Sie es daher, weil Sie Leute wie mich findet, die für einen Hungerlohn solche Themen bearbeiten :-) Mit einem SCM-Manager hatte ich bisher noch nicht zu tun.

Thema U-Listen:

Wenn ich in SAP den Bedarfstermin eines Kundenauftrages (für eine Baugruppe) ändere, muss ja die Montage der Baugruppe und die Fertigung der Einzelteile vorverlegt werden. In der MD04 erhalten die Fertigungsaufträge über den Batchlauf die Ausnahmemeldung 10 = "Vorgang vorziehen". Dort gibt es auch noch andere Meldungen, aber ich glaube, diese sind hier bekannt. Die U-Listen sind jetzt eine selbsterstellte Transaktion, die einem alle diese Fälle einer Ausnahme zusammenfasst und ermöglicht, die vorgeschlagene Terminänderung entweder anzunehmen, zu ändern oder zu verwerfen. Ich hoffe, das Hilft beim Verständnis?

Das Werk, welches ich verbessern möchte, wird in unserer Firma wie ein externer Zulieferer gehandelt. Der Einkauf im Stammwerk sendet also Bestellungen aus, welche im Tochterwerk als Kundenaufträge eingepflegt werden. Eine Langfristige Planung existiert hier nicht, da die Widerbeschaffungszeit der Teile mit maximal 10 Wochen im Stammwerk verankert ist. Die Materialnummern, welche im Tochterwerk nun gefertigt werden, sind im Rahmen der Projektierungsphase erstellt worden. Seitdem werden diese Teile ins Tochterwerk verlagert, unabhängig von den dort verfügbaren Kapazitäten. Übersteigt nun die Nachfrage das Angebot, muss man sich dort um eine Fremdbeschaffung kümmern.

Durch die kurze Wiederbeschaffungszeit werden automatisch mit Einpflegung eines Kundenauftrages auch die Fertigungsaufträge generiert. Es handelt sich bei der Fertigung bisher um eine reine Auftragsfertigung.

Es handelt sich um ein mehrstufiges Auftragserzeugungsverfahren mit Umlaufverschiebung durch feste Vorlaufzeiten. Die Auftragsfreigabe erfolgt sofort, weshalb der Umweg über PL-AUF´s entfällt.

Die Thematik, die ich oben versucht habe zu beschreiben, ist im Link schematisch dargestellt:

http://imageshack.us/photo/my-images/202/schemafaufschieben.jpg/

Es geht um die Handhabung von Fertigungsaufträgen, die bereits in Verzug sind, bzw. in Verzug kommen werden.

In Variante I bleiben die FAUF´s, die bereits in Verzug sind, bzw. kommen werden, hinter dem aktuellen Datum, also auf dem Kundenbedarfstermin liegen (ok, abzgl. 1 Tag Liegezeit). Die Auswertung über den Verzug erfolgt dann über die CM07. Dort sieht man quasi alle in Verzug befindlichen Aufträge auf dem gestrigen Termin liegen.

In Variante II werden die FAUF´s, bevor Sie in Verzug geraten, auf den Termin umdatiert, an dem Sie wahrscheinlich gefertigt werden können. Da sich nun der Endtermin des FAUF´s und des Bedarfs des Kundenauftrages unterscheiden, wird eine Ausnahmemeldung in der MD04 erzeugt, welche einen Eintrag in der U-Liste hervorruft. Über diese lässt sich dann die Auswertung über den Verzug fahren.

Es geht mir also um die Frage, ob man diesen "FAUF-Berg", der sich hinter dem aktuellen Datum befindet, nach vorne schmeissen soll, oder ob er dort bleiben soll, wo er ist.

Vorteile der Verschiebung aus meiner Sicht:

- Durch Umplanen der FAUF´s (auch derer, die sich aktuell noch nicht in Verzug befinden, aber nicht gefertigt werden können) kann man direkt in der U-Liste erkennen, ob der Termin eines Fauf´s eingehalten werden kann, man kann sozusagen in die Zukunft blicken

- Man bekommt eine bessere Übersicht über die IST-Situation. Hier kann die Kapazitäts-Pflege (bei uns über die Transaktion ZAPZE) erstmals sinnvoll eingesetzt werden. Mit der Variante I aus der verlinkten Grafik brachte es keinen Vorteil, da ein verschobenes Bild der täglichen Auslastung vorlag.

- Im Falle einer Erkrankung des zuständigen Steuerers steht die Vertretung nicht vor dem Problem, sich vor der produktiven Arbeit durch zig Aufträge zu arbeiten zu müssen um sich über deren Wichtigkeit zu informieren. 

- Durch das Verschieben eines FAUF´s auf den nächstmöglichen freien Termin kann theoretisch der Bestand gesenkt werden, weil auch der Einkauf das Rohmaterial erst zu einem späteren Zeitpunkt bereitstellen muss

Nachteile der Verschiebung aus meiner Sicht:

- Wird ein Auftrag eingelastet, der eine hohe Priorität besitzt (z.B. durch ein Fehlteil, welches einen Montagestillstand auslöst), müssen alle bisher umterminierten Fertigungsaufträge weiter nach hinten verschoben werden.

- Durch unachtsamen Umgang mit den U-Listen werden u.U. vorgenommenen Umterminierungen wieder rückgängig gemacht.

......

 

 

Konnte ich mit diesem Beitrag die Verwirrung etwas reduzieren?

Viele Grüße,

Thomas

 

 

SAP PP Grufti
vor 12 Jahre

Hallo Thomas,

was konzeptionell fehlerhaft ist, kann die Fertigungssteuerung nicht korrigieren.

Leider sind einige Fragen nicht beantwortet:

-Handelt es sich um eine Kundeneinzelfertigung? Im Standard lassen sich nur dort über spezielle Einstellungen FAUFen generieren.

Was ist ein Auftragserzeugungsverfahren? Werden Auftragsterminnetze generiert? (Sonderbeschaffunungsschlüssel?)

Was ist eine Umlaufverschiebung?

Die Pflege der Materialstämme sollte in den Sichten Dispositon und Fertigungssteuerung im Tochterwerk und nicht im Stammwerk erfolgen. (Wer hat hier was zu sagen?) Die Gesamtwiederbeschaffungszeit im Materialstamm kann den Termin im Kundenauftrag bestimmen. (Warum wird überhaupt mit SD-Aufträgen gearbeitet und nicht mit Umlagerungsbestellungen?)

Meine angesprochenen Punkte der Pufferzeiten, der Kapazitätsverfügbarkeitsprüfung wurden nicht beantwortet.

Wenn FAUFen Richtung Zukunft verschoben werden, so müssen auch die SD-Aufträge verschoben werden, sonst werden immer Ausnahmemeldungen erscheinen. Deshalb liest wohl auch keiner mehr die Ausnahmemeldung. (Umterminierungsliste).

Bevor Aufträge verschoben werden, muss die Auswirkungenen/Bedeutung interpretiert werden. Die Vorgehensweise muss bei A-Teilen / -Kunden eine andere sein, als bei C-Kategorien. ( Ihre Fehlteildarstellung) .

Letztlich muss ein Konzept zum Abbau der Rückstände von der Werksleitung verabschiedet werden.

Haben Sie einmal an den Einkauf gedacht, der heute eine Expresslieferung beim Lieferanten veranlasst und morgen die Meldung bekommt, die Bestellung Richtung Zukunft  zu verschieben?

Ansonsten können Sie sich einmal die CM21/CM25 anschauen, wo Sie Aufträge grafisch dahin schieben (umterminieren) können, -bei entsprechender Einstellung-, wohin Sie wollen.

Bemerkung: Dass bei der Erkrankung eines Fertigungssteuerers größere Probleme auftauchen, lässt auf die Intransparenz schließen.

Viele Grüße

Wolfgang Barth 


ex Senior SCM-Consultant der SAP AG & Co. KG

Status: Ruhestand, Zugriff zu SAP-Systemen

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Special: Teminierung, Kapazitätsplanung, Rüstoptimierung

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