SAP Jobsuche bei DV-Treff


Suchen
MCV
  • MCV
  • SAP Forum - User Thema Starter
vor 14 Jahre
Hallo zusammen,

Ich bin ziemlicher SAP Neuling und konnte leider bis jetzt nirgendwo eine klare Antwort zu dieser Thematik finden und im Unternehmen kann es mir auch niemand abschließend sagen (SAP neu eingeführt, ich soll mich da reinarbeiten, EDV und Controlling können mir da nicht wirklich helfen, haben selber nicht das endgültige Verständnis). Kann mir jemand eindeutig erklären, wann und warum man das Kennzeichen "nicht kalkulieren" im Materialstamm in der Kalkulationssicht1 setzen sollte? Hier im Unternehmen haben alle Rohstoffe (V-Preis) dieses Kennzeichen, was für mich auch Sinn macht, da diese ja auch keinen zu kalkulierenden Produktionsprozess beinhalten. Halbfabrikate und Fertigerzeugnisse (beide S-Preis) aus der eigenen Fertigung stehen natürlich auf "kalkulieren", macht auch Sinn.

Jetzt gibt es aber den Sonderfall, dass wir Halbfabrikate und Fertigerzeugnisse in Lohnbearbeitung herstellen lassen, d.h. wir schicken Rohstoffe raus, die dann irgendwo z.B. gehärtet und/oder zusammengebaut werden. In der Dispositionssicht2 drückt sich das aus durch die Kennzeichen Beschaffungsart F und Sonderbeschaffung 30. Im Fall dieser Artikel existiert die Überlegung diese auf GLD umzustellen. Natürlich lässt sich so eine Lohnbearbeitungsgeschichte kalkulieren, aber aufgrund von abweichenden Mengen, die z.B. in einer Sendung zum Härten geschickt werden, varieren auch die Kosten/Stück, so dass der GLD näher am eigentlich Preis als der kalkulierte Standpreis ist.

Meine eigentlich Frage: Wenn ein Material mit dem GLD bewertet wird, muss es dann auf "nicht kalkulieren" stehen? Einerseits würde ich sagen ja, denn die Preisberechnung erfolgt ja über die Wareneingangsrechnungen, da hat also eine Kalkulation nichts verloren. Andererseits ist es ja eigentlich egal, denn im Endeffekt wird ja nur ein Standardpreis eingetragen durch die Kalkulation, über die Preissteuerung wird ja immer noch der GLD herangezogen (oder kann es sein, dass in manchen Fällen trotz V-Preissteuerungen ein eingetragener S-Preis genutzt wird?!?). Außerdem ist es beim Betrachten von Materialkalkulationen in der ck11n der Übersicht dienlich, wenn sich alle Baugruppen auch komplett anzeigen/aufklappen lassen, was ja nicht mehr der Fall ist wenn einige auf "nicht kalkulieren" stehen. In Verbindung damit die Frage: Im Falle eines mehrstufigen Produktionsprozesses, welcher damit endet, dass der Artikel noch einmal fremdbearbeitet wird, ist es sinnvoll diesen auch auf GLD umzustellen oder kann das zu Problemen führen, die mir gerade nicht klar sind? Natürlich immer vorausgesetzt, und das ist wohl auch so, dass hier eine anständige Buchungsdisziplin herrscht.

Gruß

Matthias
BBO
  • BBO
  • SAP Forum - User
vor 14 Jahre
Hallo, ich habe diese Lohnbearbeitungsabwicklung bei unseren Kunden bereits mehrfach im Einsatz und will hier nochmal was Grundsätzliches zur Bewertung von Material schreiben, dass meines Erachtens hier weiter hilft. Auf der Materialstamm Sicht Buchhaltung gibt es die Möglichkeit zwischen S und V Preissteuerung zu wählen. Die Preissteuerung dient zur Bewertung von Materialbeständen in der Bilanz! Das ist entscheidend! Materialmengen die sich im Lager befinden (Lagerort) müssen zum Bilanzstichtag bewertet werden. Bei der Lohnbearbeitung (nicht zu Verwechseln mit der Fremdbearbeitung aus PP heraus) wird, wie beschrieben, eine Bestellung zum Lohnbearbeiter (Lieferant) angelegt. Über die Stückliste findet die Bestellposition (Positionstyp L) das Beistellmaterial, Rohstoff. Über die ME2O wird das Beistellteil zum Lohnbearbeiter versandt.... Irgendwann ist die Bearbeitung fertig und der Wareneingang (MIGO) bucht den Zugang des bestellten Materials in das Lager (also Bestand der bewertet wird) und gleichzeitig den Rohsoffverbrauch der beigestellten Position. Das System bewertet bei der V Preissteuerung das neue Material mit den Preis der beigestellten Komponente + den Bearbeitungskosten für die Lohnbearbeitung. Daraus ergibt sich für mich, und so ist es auch bei unseren Kunden eingestellt, dass für das Material V Preissteuerung die geeigneteste Bewertung ist mit 'nicht kalkulieren', da keine Kalkulation (wie im PP Auftrag) notwendig ist. Bei der Abwicklung 'Fremdbearbeitung' aus dem PP Auftrag heraus sieht das wieder anders aus! Nicht verwechseln. Gruss.
MCV
  • MCV
  • SAP Forum - User Thema Starter
vor 14 Jahre
Hallo BBO, erst mal vielen Dank für die Antwort. Das mit der V-Preissteuerung bei Material mit Lohnbearbeitung, z.B. härten eines weichen Teiles und der anschließenden Bewertung etc. bei Wareneingang ist mir klar. Meine Frage ging eher in die Richtung, ob man in diesem Fall auf "nicht kalkulieren" setzen MUSS. Die Frage stelle ich vor dem Hintergerund, dass damit eine übersichtliche Darstellung der Kalkulationsstruktur in der TA ck11n verloren geht (kein aufklappen mehr etc.). Das gilt insbesondere bei Teilen, die mehrere Bearbeitungsschritte durchlaufen. Oder noch mal anders gefragt: Was passiert, wenn ich einen Artikel, der Preissteuerung V hat, trotzdem auf kalkulieren stehen habe? Dann werden beide Preise im Materialstamm geführt, ok. Aber wenn ich dann eine Vorkalkulation durchführe, nimmt er dann trotzdem den GLD, d.h. es ist egal ob ich kalkulieren lasse oder nimmt er dann den S-Preis?

Deinen letzten Satz bzgl. der Fremdbearbeitung verstehe ich leider nicht, bin nicht so firm mit PP. Noch mal meine Frage: Ich habe ein komplexes Halbfabrikat, das hier im Unternehmen diverse Fertigungsschritte durchläuft und abschließend zur Lohnbearbeitung rausgeschickt wird. Theoretisch kann ich das Ding ja dann auf V-Preis stellen, vorausgesetzt alle Herstellkosten werden vorher richtig erfasst etc. Wenn ich diese Halbfabrikat jetzt aber irgendwo verbaue und mir die Kalkulation des Fertigteils anschaue und das Halbfabrikat auf nicht kalkulieren stehen habe (weil V-Preis), dann ist es nicht möglich wie die Kosten dafür zu Stande kommen und das wäre manchmal einfach von Vorteil der Übersicht halber. Also meine Frage, kann ich so ein Halbfabrikat auf V und "kalkulieren" stehen haben, oder geht das nicht? Gruß Matthias

Stefflo
vor 14 Jahre
Hallo Matthias,

wir behandeln Artikel mit Lohnbearbeitung folgendermaßen:

Die fertig behandelten Artikel sind Halbteile mit Stückliste und Arbeitsplan und Preissteuerung S, die über eine Produktkostenkalkulation bewertet werden. Die Einsatzmaterialien dazu sind Rohteile mit Preissteuerung V. Das Kennzeichen "Nicht kalkulieren" setzen wir bei keinem dieser Artikel. Wenn über die Rohteile eine Erzeugniskalkulation angelegt wird, stört uns das nicht weiter.

Viele Grüße
Stefflo
co-consult
vor 14 Jahre
Vielleicht kann man es so auf den Punkt bringen: Ein Material, das kein Mengengerüst hat, braucht in der Erzeugniskalkulation nicht "durchkalkuliert" zu werden, sondern geht mit seinem Preis "direkt" in die darüber liegende Fertigungsstufe ein. Das gilt augenscheinlich für Rohstoffe, die nach SAP-Empfehlung V-Preis-gesteuert sind und wenn man für selbige keine sog. Rohstoffkalkulation macht.

Lohnbearbeitungsteile haben üblicherweise ein Mengengerüst/Stückliste, die nämlich besagt, welche Komponenten dem LB-Lieferanten in dessen LB-Bestand beigestellt werden müssen, damit er das "fertige" Teil zurückliefern kann.
Viele Grüße

Ulrich

PeterB
vor 14 Jahre

Mmmmmm, der Unterschied zwischen Lohnbearbeitung und Fremdbearbeitung ist doch lediglich, dass Fremdbearbeitung direkt im Fertigungsprozess, als Fremdarbeitsvorgang, stattfindet. Lohnbearbeitung ist m.E. ein eigenständiger Prozess.
Denn: auch auf dem Fremdbearbeitungsdetailbild des Vorgangs muß das Kennzeichen Lohnbearbeitung sitzen.

Zum V/S Preis empfiehlt SAP  " Die SAP empfiehlt, die Bewertung von Materialien mit gleitendem Durchschnittspreis lediglich bei Rohstoffen und Handelswaren zu verwenden, für Halbfabrikate und Fertigfabrikate sollte man die Bewertung mit Standardpreis wählen "

und bei Einsatz vom Material-Ledger: " Wenn die Komponente Istkalkulation/Material-Ledger genutzt werden soll, so sollte man idealerweise auch für Rohstoffe und Handelswaren die Standardpreissteuerung verwenden, um somit ein möglichst konsistentes Controlling des Produktionsprozesses zu erreichen. Nur auf diese Weise werden Abweichungen innerhalb der Produktion vollständig transparent. "

Für die Einzelkalkulation/Rohstoffkalkulation heisst es:
Für Rohstoffe sind im System keine Stücklisten und Arbeitspläne vorhanden. Sie können diese Funktion verwenden, um dennoch eine Kalkulation für diese Materialien durchzuführen. Dann wird für solche Materialien nicht einfach der Preis aus dem Materialstamm genommen, sondern eine tatsächliche Kalkulation (einschließlich Gemeinkostenermittlung) durchgeführt.

und weiter:
In der Kalkulation ohne Mengengerüst aktivieren bzw. deaktivieren Sie die Rohstoffkalkulation, indem Sie Funktionen ® Rohstoffkalkulation einschalten bzw. ausschalten wählen. Die Kalkulation fügt dann Positionen vom Typ I (Rohstoffkosten) in das Listbild ein.

Das bedeutet für mich, auch Rohteile können mit kalkuliert werden.

(nun ist die Verwirrung komplet)  :=)


Gruss

PeterB

ereuss
vor 14 Jahre

Hallo zusammen,

die Begriffe Lohnbearbeitung und Fremdbearbeitung sollten nicht so einfach gleichgesetzt werden. Lohnbearbeitung ist die Fremdbeschaffung
eines Materials mit der gleichzeitiger Beistellung von Materialkomponenten an den Lieferanten. Fremdbearbeitung ist die reine Auswärtsbearbeitung ('verlängerte Werkbank') eines Vorganges im Fertigungsauftrag. Das Kennzeichen Lohnbearbeitung auf dem Reiter Fremdbearbeitung im Fertigungsauftrag sollte nur gesetzt sein, wenn auch Materialkomponenten für den Vorgang an den Lieferanten beigestellt werden.

Zum Thema Kalkulation: bei uns werden alle Materialien, unabhängig von der Preissteuerung kalkuliert.

Gruss
Eugen

MCV
  • MCV
  • SAP Forum - User Thema Starter
vor 14 Jahre
Hallo zusammen,

erst mal vielen Dank für die vielen Rückmeldungen. Das Thema scheint ja wirklich recht komplex zu sein. Im Endeffekt haben wir uns jetzt zu folgender Lösung durchgerungen. Halbfabrikate, die nur aus einem Rohstoff plus Lohnbearbeitung bestehen, stehen auf V und das Zeichen "nicht kalkulieren" ist nicht gesetzt. Der Bestand wird also mit dem GLD berechnet und in unseren Kalkulationen, die auch Materialgemeinkostenzuschläge beinhalten, die sich auf Lohnbearbeitung+Rohstoffkosten beziehen, wird ein vom GLD abweichender, höherer Standardpreis ermittelt. Noch einmal vielen Dank für die vielen Antworten so weit!

Gruß Matthias